4. Januar
2024 fängt ja gut an: Das Jahr ist noch jung und schon überschlägt sich «The Straits Times» mit Horrorszenarien zum künftigen Klima in Singapur. Das gewichtige Nachrichtenmedium bezieht sich dabei auf die eben veröffentlichte dritte nationale Klimastudie. Die Rede ist dabei von extremen Regenfällen, aber auch von üblen Trockenperioden und starken Stürmen. Dies in Verbindung mit einem Tages-Temperaturanstieg von 5 Grad. Ausgehend von heute meist 30 bis 33 Grad (gefühlt plus 3 Grad höher aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit). Die Hitze während der feucht-warmen Nächte würde kaum mehr unter 27 Grad fallen. Besonders darunter zu leiden hätten, wen wunderts, vulnerable Personen, ältere Menschen, aber auch Kleinkinder und die vielen Arbeitskräfte im Freien.
Der Bericht enthält unzählige Berechnungen und Annahmen, die wenig verheissungsvoll sind. Immerhin beziehen sich die schlimmsten Voraussagen auf den Zeitraum der nächsten 50 Jahre und werden zuweilen mit «könnte» und «möglicherweise» umschrieben. Indes will man die steigenden Temperaturen im technikaffinen Singapur nicht einfach hinnehmen. Weiterhin konsequente Begrünungen, nach dem Motto «von der Gartenstadt zur Stadt im Garten», bauliche Massnahmen an bestehenden Gebäuden und Versuche mit Bauten vier Meter über dem kühlenden Meer werden im Bericht angekündigt.
7. Januar
Ein Nachtrag zum Thema Klima: Ich bin nicht sicher, ob die Zahlen, Daten und Fakten der erwähnten Klimastudie bei breiten Bevölkerungskreisen angekommen sind. Das Thema war jedenfalls medial schnell verpufft. Vergleichbar mit den seit Jahrzehnten stattfindenden Weltklimakonferenzen. Wenn Tausende jeweils mit guten Vorsätzen in absurd entlegene Tagungsorte jetten, sich gehörig in Szene setzen und weintrinkend Wasser predigen. Nun, Verzicht passt ganz offensichtlich nicht zum «homo sapiens». Zurück in die Höhle will wenig überraschend niemand und der Energiehunger lässt sich ganz offensichtlich nicht stillen. Entsprechend lauten aktuelle Schlagzeilen «China treibt den Bau von Kohlekraftwerken massiv voran» oder «Indien, Russland und China planen zusammen über 80 neue Atomkraftwerke».
Das alles passt zu meinen jüngsten Erlebnissen hier in Südostasien: In einem Versammlungssaal fror ich bereits nach zehn Minuten erbärmlich. Drei, vier Grad weniger Kühlung wären weit angenehmer gewesen. Changi-Airport ein Bienenhaus, egal in welchem Terminal des Hubs – und munter sprudelt der eindrückliche Wasserfall. Jedes jüngst von mir benutzte Flugzeug war bis auf den letzten Platz besetzt. Selbst Wochenendabstecher nach Ozeanien scheinen in Singapur locker dazuzugehören. Aber auch staunen im Airport Phuket: Durchsagen auf Russisch lassen erahnen wie gross dieses Touristenaufkommen ist. In der Strasse von Singapur dümpeln hunderte dieselgetriebene Frachtschiffe. In Denpasar auf Bali kurven dir nonstop tausende Kleinmotorräder ohne Abgasreduktion um die Ohren – eine Fliegeninvasion auf einem jungfräulichen Kuhfladen ist nichts im Vergleich.
Im krassen Gegensatz dann dies: Ein Zürcher Kollege schreibt mir diese Woche, dass in seinem Lieblingsrestaurant die Menus jetzt nicht mehr mit Preisen oder Kalorienangaben versehen sind, sondern mit dem CO2-Wert, der bei ihrer Herstellung anfällt. Jeremias Gotthelf würde wohl sagen: «Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Weltenland».
18. Januar
Beeindruckend: Nach dem farbenfrohen Lichterfest der Hindus im November und den darauffolgenden üppigen Weihnachtsdekorationen, dominieren jetzt die verspielten, roten Vorboten auf das Chinesische Neujahr. Am Wochenende vom 10. Februar wird dann hier das Jahr des Drachen gefeiert. Schon beeindruckend wie das alles neben- und miteinander abläuft. Was zu witzigen Situationen führen kann: Beim gestrigen Kollegentreffen wünschte John seinem Gegenüber "Happy New Year". Hao wollte darauf wissen, ob das jetzt ein reichlich verspäteter Wunsch 2023/24 sei oder er sich bereits auf das Chinesische Neujahr bezogen habe.
24. Januar
Jetzt kommt der Knaller. Habe mich mit dem neu gewählten Staatsoberhaupt Singapurs getroffen. Mit Präsident Tharman Shanmugaratnam, dessen Inauguration am vergangenen 14. September über die Bühne gegangen ist. Einfach Tharman, da man sich meist mit Vornamen vorstellt und anspricht. Geständnis: Vielleicht ist die Formulierung «mit ihm getroffen…» etwas gar hochgegriffen. Aber immerhin: Wollte gerade auf dem Parkplatz des Swiss Clubs mit dem Velo wegfahren, als mir zwei schwarze Fahrzeuge mit Blaulicht in die Quere kamen. Sie hatten eine nicht minder schwarze Limousine im Sandwich. Dieser entstieg doch tatsächlich der Staatspräsident. Entspannt lächelnd begrüsste er gut fünfzig Meter von mir entfernt Vertreter des Clubs. Diese waren derart um ihn bemüht, dass es Tharman beim besten Willen unmöglich war, noch kurz herüberzukommen und mir die Hand zu schütteln. Ist nicht weiter schlimm. Möglicherweise gelingt es ihm beim nächsten Mal sich loszueisen, wenn er wieder beim Swiss Club zum Essen vorfährt. Das soll ab und zu vorkommen.
26. Januar
Einmal mehr hat es mich heute auf dem Velo verregnet. Bei Sonnenschein gestartet, doch dann ging es schnell. Die vielen Niederschläge seien atypisch um diese Jahreszeit, heisst es allenthalben. Meist sei der Januar trockener als dieses Jahr. Die Schuld muss wieder das Wetterphänomen El Niño auf sich nehmen. Jä nu... düppig-warm ist und bleibt auch so.
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