1. März 2024
Überraschung: Ein ehemaliger Journalisten-Kollege hat sich spontan gemeldet: «Meine Frau und ich haben in Thailand den Schweizer Winter verkürzt und reisen nun über Singapur nach Hause. Habt ihr Zeit für ein Bier?» So ist es gekommen. War ganz unterhaltsam. Bekannte Gesichter sind hier absolute Mangelware.
Übrigens, im Januar 2024 wurden in Singapur 1,44 Millionen Touristen gezählt - eine massive Zunahme gegenüber dem Vergleichsmonat 2023.Die grösste Altersgruppe sollen die 25 bis 34-Jährigen ausgemacht haben. Leicht abgenommen hat dabei die Verweildauer und zwar von 4.32 auf 3.45 Tage.
Etwas ist mir in Zusammenhang mit den beiden Bekannten aus der Schweiz aufgefallen: Singapurer Luft haben schon sehr viele Thailand-, Indonesien- oder Down Under-Reisende geschnuppert. Vom Begriff Stadtstaat lässt man sich allerdings leicht täuschen. Singapur erstreckt sich beinahe über die Fläche des Kantons Solothurn. Entsprechend reizvolle Ecken gibt es abseits der bekannten Touristenpfade zu entdecken. Dafür reicht jedoch die Zeit bei einem Zwischenstopp meist nicht aus. Und selbst naheliegende Erlebniswelten bleiben oft unentdeckt, wenn die quirligen Gegenden rund um die Marina und Little India oder der Einkaufsgigantismus locken
Wem der Trubel einer Grossstadt die Sinne zu sehr verwirrt, findet jedoch mit dem Fort Canning Park eine geschichtsträchtige Oase der Ruhe. Eine grüne Lunge. Sie befindet sich in Gehdistanz zum zentralen Boat Quai. Kann ich dir und allen anderen Singapurbesuchern nur empfehlen. Die Anlage liefert nicht zuletzt historisch Interessierten Informationen zum Bukit Larangan («The Forbidden Hill») wie der Hügel zur Zeit des malaysischen Königsreichs im 13. Jahrhundert hiess. Viel später, 1819, baute sich hier Sir Stamford Raffles seine Residenz. Darum herum liess der Gründer des modernen Singapurs den ersten Botanischen Garten der Stadt anlegen. Erst 1860 entstand die militärische Basis. Sie und der Park wurden nach Lord Charles Canning benannt, dem Vizekönig von Indien. Das Fort hatte bis 1970 Bestand. Zuerst nutzten es die Engländer. Nach ihrem Einmarsch im Zweiten Weltkrieg die Japaner und schliesslich die Armee Singapurs. Im heutigen Museum (kostenlos) kann alles übersichtlich aufbereitet nachverfolgt werden. Dies vor oder nach einem schweisstreibenden Gang über den grünen Hügel in Zentrumsnähe.
4. März 2024
Am vergangenen Sonntag hat die Schweiz die Initiative abgelehnt, die eine Erhöhung des Rentenalters auf 66 Jahre verlangte. Heute Montag hat der Arbeitsminister Singapurs bekanntgegeben, dass das Pensionierungsalter 2026 von 63 auf 64 Jahre angehoben wird. Nein, eine Volksabstimmung gabs vorgängig nicht. Gleichzeitig wurde beschlossen, dass die Weiterbeschäftigungspflicht auf 69 Jahre angehoben wird. Ab 2030 soll gar 65/70 gelten.
Weiterbeschäftigung bedeutet, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern so lange eine Beschäftigung anbieten müssen. Staatsbürger und Personen mit ständigem Wohnsitz in Singapur, die geistig und körperlich in der Lage sind, haben somit Anspruch auf eine Anstellung über das Pensionierungsalter hinaus. So wurden im Jahr 2023 nach offiziellen Angaben mehr als neun von zehn älteren Arbeitnehmern weiterbeschäftigt. Und die Nachfrage sei sehr hoch. In der Tat begegnet man überall werktätigen Personen, deren Alter deutlich über der Pensionierungsgrenze liegen dürfte.
6. März 2024
Nicht wenige Bewohner Singapurs sind Vielflieger. Ganz einfach deshalb, weil Ferien oftmals nicht im räumlich begrenzten Stadtstaat verbracht werden. Bin diesbezüglich keine Ausnahme. Nun wird das Abheben etwas teurer: Ab 2026 werden alle Reisenden, die aus Singapur abfliegen, höhere Flugpreise bezahlen müssen. Die Regierung wird eine entsprechende Passagierabgabe erheben. Diese wird für den Grosseinkauf von nachhaltigem Kerosin verwendet. Die Fluggesellschaften hier werden nicht darum herumkommen, den umweltfreundlicheren Treibstoff einzusetzen. Er wird meist aus Abfallstoffen wie Altspeiseöl hergestellt und ist drei- bis fünfmal teurer als herkömmliches Flugbenzin. Er wird als entscheidender Weg für die Dekarbonisierung des Luftfahrtsektors bezeichnet. Verkehrsminister Chee Hong Tat sagte dazu: "Die Zukunft der Luftfahrt muss weiterhin eine Geschichte des Wachstums sein, die mit Nachhaltigkeit in Einklang gebracht wird. Gut für die Menschen, gut für die Unternehmen, gut für die Umwelt."
18. März 2024
Alkoholische Getränke sind sehr teuer: Singapur erhebt eine hohe "Sündensteuer". Dessen ungeachtet ist das Weinangebot riesig. Importiert wird aus allen Weltregionen. Wer allerdings eine Flasche unter 20 Singapur-Dollar (nicht ganz 14 Franken) ergattern will, muss länger suchen. Nun gut, das tropische Klima fördert ohnehin eher den Griff zum Bierglas. Im Februar-Eintrag habe ich die Mikrobrauerei im 33. Stock eines Hochhauses an der Marina kurz erwähnt. Nicht bloss für Liebhaber des Gerstensafts ein lohnender Ausflug. Die Herren aufgepasst: Mit den gängigen Shorts seid ihr dort oben nicht gern gesehen, also ausnahmsweise lange Hosen anziehen.
Ein paar Fragen zum Thema Bier, die mir Schweizer Kollegen schon mal gestellt haben.
Tropen, schwülheiss. Wird der Gerstensaft bereits auf dem Weg vom Zapfhahn zum Gästetisch warm? Lauwarmes Bier macht doch schlechte Laune! Meine Antwort darauf: Bin der Meinung, dass offen serviertes Bier nicht achtlos rumstehen sollte – also runter damit. Oder bestelle gleich zwei oder mehr Flaschen auf einmal und du kriegst sie in einem Eiskübel vorgesetzt. Noch besser: Entscheide dich für einen Tower. Diese Dreilitertürme verfügen über einen eingebauten Kühlschrank. Beim Mittrinken findet sich immer jemand.
Solothurner wollen immerzu wissen: Kann man in Singapur ein Öufi-Bier kaufen? Witzbolde. Habe schon Rivella, Thomi-Senf und Basler Läckerli gesehen. Ein Öufi wäre mir erst recht aufgefallen. Was trinkt man denn so? Down Town in den Touristen-Hotspots fliessen aus Zapfbatterien allerlei Säfte. Darunter bekannte europäische, aber auch australische. In den Food Centern, mit all den exotischen Garküchen, gibt’s meist «Tiger». Ein Bier mit 5 Volumenprozent. Bekömmlich, nicht bitter. Dies im Gegensatz zu einem chinesischen Gebräu, an das ich mich kürzlich gewagt habe. Na gut, es gab zwei Flaschen zum Preis eines Tigers. Der Mann schräg gegenüber hat die beiden Flaschen mit einem geheimnisvollen, asiatischen Lächeln dankbar abgenommen. Wie erwähnt, trifft die Steuer auch das Bier. Ein Zehnerpack Tiger mit 3,2-Deziliter-Büchsen Inhalt kostet im Einkaufszentrum 30 Singapur-Dollar. Im Food Center kostet die 6,33er-Tigerflasche 8 Dollar. In Restaurants und Bars wird’s dann schnell happig, wenn nicht noch «happy hour» gilt. In Chinatown habe ich kürzlich für die Tiger-Flasche 17.50 Dollar bezahlt.
24. März 2024
Am kommenden Wochenende wird in der Schweiz die Zeit um eine Stunde vorgerückt. Mit dem Ergebnis, dass die Mitteleuropäer zeitlich eine Stunde näher an Singapur heranrücken. Die Differenz beträgt danach nicht mehr 7, sondern noch 6 Stunden. Hier beim Äquator ändert sich am Sonnenstand nichts, es ist immer Sommer, die Winterzeit ein Thema vom Hörensagen.
29. März 2024
Eine klassische Zweirad-Episode in Singapur: Auf stärker befahrenen Strassen kurvst mit dem Velo legal auf dem Trottoir herum. Ein Typ kommt ebenfalls auf dem Rad entgegen. Frontal auf mich zu. Grrrr, hat der denn noch nie was von Linksverkehr gehört? Gestikuliere. Mann, fahr doch gefälligst rechts vorbei. Wir halten beide an. Es macht klick bei ihm. Er entschuldigt sich wortreich. Er heisse Alberto und sei erst diese Woche aus Bergamo angereist. Ok, Berti, dann merk dir das jetzt und wohlweislich noch ein paar weitere Regeln. Nicht zuletzt zu deinem eigenen Schutz. Tschau.
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